"Ich kann Glauben gar nicht haben. Ich muss ihn mir immer wieder schenken lassen. Das ist ein Prozess, der tagtäglich neu passiert und der gepflegt werden muss." Auf jeden Fall passe die Jahreslosung gut in das Jahr 2020, "weil wir in einer Zeit leben, in der Menschen glauben, dass sie alles selber schaffen und machen können." Der Mensch versuche, "selber Gott zu werden mit Hilfe von Technik, von Algorithmen, von allem Möglichen". Die Jahreslosung zeige aber: "Der Mensch ist eben nicht in der Lage, sein Leben oder das Leben dieser Schöpfung selbst zu gestalten, sondern er braucht tagtäglich Gott und das Geschenk Gottes, und die Basis dafür ist das Geschenk des Glaubens." *
Was wie ein Widerspruch aussah, ist also gar keiner: "Ich glaube; hilf meinem Unglauben!" Mitten in der Zerrissenheit dieses Schreis steckt die Erkenntnis: "Ich bin nur Mensch, aber du bist Gott. Ich kann nichts, aber du kannst alles." So liefert sich der Vater ganz Jesus aus. "Damit steht er für alle Geschöpfe, die den Boden unter den Füßen verloren haben und sich nach Rettung sehnen. Für die Unsicheren, die nicht wissen, wem sie noch vertrauen oder an was sie noch glauben können. Für die vergeblich nach Orientierung Suchenden. Und auch für die, die sich ihres Glaubens gewiss sind und deren Glaube plötzlich durch eine Grenzerfahrung ins Wanken gerät." An diesem Punkt ist das Eingeständnis des eigenen Unglaubens nichts anderes als Glaube. **
* Text nach Wolfgang Baur
** Text nach Renate Karnstein